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Nichtstun war seine Lieblingstätigkeit. Nichtstun war auch sein Lieblingswort. Manchmal bedeckte er Seite um Seite mit diesem Wort, schrieb es in einem oder in zwei Wörtern. Schrieb man es in zwei Wörtern, dann wurde es noch spürbarer, dass nichts tun auch eine Tätigkeit war. Man tat ja nichts. Das war unbestreitbar ein Tun. Dieses Tun wurde durch das nichts überhaupt nicht aufgehoben. Es war eine spezielle Tätigkeit, nichts zu tun.
Man kann sehr fleißig sein beim Nichtstun. Dabei begann er zu schwitzen. Leider nur in den Achselhöhlen. Er hätte der Welt zu gern die Schweißtropfen auf seiner Stirn präsentiert. Vom Nichtstun, liebe Welt. Das ist nämlich, so schön es ist, doch auch anstrengend. Vielleicht sogar aufreibend. Manchmal.
/frei nach Martin Walser
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